Casus Knaxus

»kleines Blog eines Nachdenkenden«

Was für Freunde hat ein Politiker und wo wird Politik gemacht?

Wer Politik nachvollziehen möchte, muss bedenken, in welchem sozialen Umfeld heutige Politiker leben und wo Entscheidungen entstehen.

Golfbälle und Golfschläger

Bild von David Barnard auf Pixabay

Haben Sie schon einmal einen Landtagspolitiker zufällig in der Regionalbahn getroffen? Vermutlich nicht. Zeitgenossen dieses Schlages fahren seit ihrer Post-Studentenzeit keine zweite Klasse mehr. Man sieht sie nur im Fernsehen.

An dieser Stelle erinnere ich mich gleich an einen älteren Fernsehbericht über den SPD-Politiker Wolfgang Thierse: Thierse weist der Kamera den Weg durch sein Wohnviertel – dem Berliner Stadtteil »Prenzlauer Berg«, wo er bereits seit DDR-Zeiten lebt. Entsprechenden Kontakt gibt es dort mit dort (noch?) wohnenden Urgesteinen.

Dieser Wolfgang Thierse scheint mir etwas aus der Zeit gefallen zu sein. Ich glaube, diese Art von Politikern gibt es in Deutschland kaum noch – zumindest nicht in den Landesparlamenten und nicht im Bundestag.

Da habe ich mir die Frage gestellt, was für ein soziales Umfeld hat eigentlich ein Politiker, welcher in einem Landesparlament arbeitet oder gar im Berliner Bundestag und inwiefern hat dessen sozialer Umgang Folgen für die Politik? Was macht so ein Typ, wenn er nach getaner Arbeit nach Hause fährt? Wo befindet sich dieses Zuhause? Mit wem trifft sich solch ein Mensch? Wem erzählt er einen Witz? Mit wem trauert er? Denn das Umfeld prägt den Menschen doch.

Insbesondere überlege ich mir, was für Freunde hat solch ein „Spitzenpolitiker“ eigentlich? Dazu muss man erst einmal darüber nachdenken, wo solche Freunde eigentlich herkommen, wo sie einem irgendwann das erste Mal über den Weg laufen, wie Freundschaften gefestigt werden bzw. zu echten werden können.

Zumindest die meisten deutschen Politiker sehen ein politisches Amt – dies ist natürlich meine Vermutung nur – lediglich als Karrierepunkt: Als Politiker im Bundestag tätig zu sein, ist doch deutlich imposanter als eine Stelle als Chef einer Firma zu sein, die keiner kennt. Im Grunde ist es das Höchste, was man als Karrierist in Deutschland sein kann – Politiker in Berlin, Minister reicht schon.

Um hier hin zu kommen, kann man kein Handwerker mehr sein. Man lebt schon lange nicht mehr mit diesem Lümmel (Heine) zusammen, für den man vorgibt, sich um ihn zu kümmern, sich einzusetzen. Ein deutscher Bundestagspolitiker hat schon lange den Kontakt zum Volk verloren. Einige Ausnahmen gibt es erfreulicherweise noch.

Zurück zur Frage anhand eines Beispiels: Warum haben wir hier in Deutschland so ein massives Problem mit Wohnraum, warum ist Wohnraum weiterhin Spekulationsobjekt und bloße Ware für den Markt? Wie kann es sein, dass ein offensichtlicher Fehler nicht rabiat am Fundament angegangen wird?

Weil diejenigen, die mit diesem Wohnraum im großen Stil Handel betreiben mit denjenigen, die für politische Entscheidungen zuständig sind, Golf zusammen spielen. Einem Freund schlägt man doch nichts aus.

veröffentlicht: 24.11.23 | letzte Änderung: 2.12.23

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Porträt des Autors dieser SeiteGuten Tag. Hier schreibt Thomas. Sie können mir via Kommentarfunktion auch Ihre Meinung zu diesem Artikel mitteilen. Ich habe diesbezüglich nichts dagegen, geduzt zu werden.

Noch keine Kommentare zu »Was für Freunde hat ein Politiker und wo wird Politik gemacht?«

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